Waschautomatenschach - was soll das bedeuten

Gastorte:

Schach OpenAir Steilshoop
Samstag, 12. September
Mittelachse Erich-Ziegel-Ring
22309 Hamburg

Brückenfest HH-Hamm:
Samstag, 21. Juni
15 bis 20 Uhr
S-Bahnhof Hasselbrook

Schachtage Bossard:
Samstag, 24. Mai 10-18 Uhr
Kunststätte Bossard
Bossardweg 95
D-21266 Jesteburg
Ausstellungsdauer:
24 - 29. Mai 2008

  Im Frühjahr 2007 hatte Waldemar Sulewski den dringlichen Wunsch, zum laufenden Kulturprogramm im Hamburger Waschhaus ein Schachspiel zu entwickeln. Nichts bot sich zwingender an, als das Waschautomaten-Schach.

Zusammen mit Ulrich Mattes wurden die Figuren entworfen und hergestellt. Seit dem ersten Spiel im Mai 2007 ist das Waschautomaten-Schach auch immer mit dabei, wenn die Künstler/innen von KiöR e.V. - dem Verein zur Förderung von Kunst im öffenlichen Raum - irgendwo in der Stadt ihre "Interventions-Börse" aufstellen.

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Im Mittelpunkt des Waschautomaten-Schach steht nicht das Schachspiel als solches, sondern die Frage nach dem Sinn und Zweck des Spielens, nach den Rändern der "freiwilligen Selbstbeschränkung auf ein Regelwerk", die jedem Spiel zugrunde liegt, und was das für ein gesellschaftliches Miteinander - also für die Qualität innergemeinschaftlicher Kommunikation - bedeutet.

Aus diesem Grund scheint uns die symbolische Verschränkung zwischen dem Schachspiel, das auf hochkomplexen Gewinnstrategien basiert, und dem "Waschtag", der stets Anlaß für formlosen Klatsch und Tratsch um Gott und die Welt bietet, besonders geeignet, die Fragen zum Verhältnis zwischen Kultur, Gesellschaft und Spiel zu diskutieren.

Gesellschaften ohne Spielkultur können ihre Werte nicht als flexible und entwickelbare Struktur tradieren, so die These. Ohne "das Spielerische im Spiel", das immer wieder die offene Diskussion um die Regelwerke mit sich führt, wird Gesellschaft zur ristriktiven Dressurveranstaltung, die früher oder später kollabieren muß.

Ein Spiel, das ausschließlich auf Leistung und Gewinn ausgelegt ist, das also "toternst" wird, kann die Werte des Spielens nicht mehr transportieren. Beispiel Olympia: Diejenigen Sportler, die sich vom Gedanken des "dabei sein ist alles" zu sehr entfernen, sind nicht selten den Versuchungen des Doping als erste erlegen und korrumpieren den Charakter der Spiele. Die Öffentlichkeit akzeptiert sie dann naturgemäß nicht mehr als "Mitspieler".

So gesehen, ist es für jedes Spiel notwendig, eine gewisse Offenheit gegenüber Regelveränderungen und / oder weiche Ränder gegenüber der Situation, in der es gespielt wird, zuzulassen, um Spiel zu bleiben und nicht in der Bedeutungslosigkeit einer leistungsportlichen Spezialdisziplin zu enden, die keine gesellschaftliche Bedeutung mehr transportiert.

Wenn beispielsweise beim Fußball die Ränder (= die Tribünen) vom Publikum "bespielt" werden, so macht diese Mögichkeit der Ansiedelung anderer "Spielformen" an den Rändern des Fußballs erst dessen große Popularität aus und öffnet das Fußballspielen vom reinen Spielduktus hin zum gesellschaftlichen Ereignis, das auch "Spielern", die nicht mit auf dem Platz stehen, ein Forum für "Spielbeteiligung" bietet. Bei Heimspielen spricht man da ja vom zwölften Mann auf dem Platz ...

So könnte man behaupten, dass der Publikumswert eines Spiels parallel zu seiner gesellschaftlichen Bedeutung angesiedelt ist. Soll heißen: Je mehr gesellschaftliche Inhalte sich am Spielrand frei versammeln können - also "mitspielen" dürfen - desto wichtiger wird ein Spiel für die Offenheit und Entwicklungsfähigkeit einer Gesellschaft.

Mit dem Waschautomaten-Schach findet der „Spielfeldrand“ Einzug in die Figurengestaltung und definiert so die Spielsituation neu: Das Schwätzchen vom Waschtag bei den einen, Gespräche zum Thema Modellbau bei den anderen, das Spiel ist nun offen für Drittes und transportiert mehr als nur die immanenten Strategien seiner selbst.

Aus diesem Grund gibt es auf dieser Internetseite den automaten.blog, auf dem Sie die Erlebnisse, Fragen und mögliche Antworten zum Sinn des Spielens in Text und Bild veröffentlichen können ...

  ... bei der Herstellung ...